Joseph Stutz

Ich wurde 1943 in Zug in der deutschen Schweiz geboren, wo ich eine sehr schöne Kindheit verbrachte. Ich besuchte dort die Primar- und dann die Sekundarschule, bevor ich eine Banklehre machte. Meine Eltern kamen aus bescheidenen Verhältnissen, doch ich habe von ihnen die wichtigsten Schätze meines Lebens bekommen: Liebe, ein offenes Ohr, Verständnis, Zuneigung, Sinn für Gerechtigkeit, Freiheit und das Privileg, mit mir im Reinen zu sein – wichtige Werte, die es mir ermöglicht haben, gelassen ins Leben zu blicken.

1962 erhielt ich das eidgenössische Fähigkeitszeugnis EFZ Bankkaufmann. Im gleichen Jahr zog ich nach Genf, um Französisch zu lernen. In dieser Stadt, die ich nie wieder verlassen sollte, habe ich meine zukünftige Frau kennengelernt, die aus der Normandie stammt, und ich habe dort auch mein gesamtes Berufsleben verbracht.

1966 heirateten wir und ich wurde Vater zweier Kinder. Einige Jahre später adoptierten wir zwei weitere Kinder.

1972, nachdem ich sechs Jahre lang für eine Treuhandgesellschaft tätig gewesen war, absolvierte ich eine weitere Ausbildung, mit deren Abschluss ich als schweizerischer Wirtschaftsprüfer zugelassen wurde. Direkt im Anschluss daran gründete ich mein eigenes Unternehmen mit ca. zehn Angestellten. Da ich in fast allen Bereichen der Wirtschaftsprüfung tätig war, konnte ich viele sehr wertvolle Erfahrungen in der Vermögensverwaltung, Steuer-, Handels- und Immobilienanlageberatung sammeln. Ich ließ mir eigene Geschäftsräumlichkeiten bauen und nahm die Umgestaltung und Renovierung zahlreicher Villen und Gebäude in der französischen Schweiz vor. Während dieser Jahre florierte mein Geschäft.

1989 schlugen mir Freunde vor, in Hotelanlagen an der Elfenbeinküste, an der Grenze zu Liberia, zu investieren. Dort verlor ich einige Zeit später fast mein gesamtes investiertes Vermögen.

Ich bin der Schönheit meines Landes, dem Leben und den Menschen sehr verbunden und habe 1991 den Videofilm „Swiss Fun Land“ produziert, der die sechsundzwanzig Kantone im Laufe der Jahreszeiten als einen großen Vergnügungspark für etwa vierzig Sportarten präsentiert. Der Film erschien zunächst als Videokassette, später dann als DVD und hat sich über hunderttausend Mal verkauft.

Ab dem Jahr 1992 begann für mich eine Zeit, die nicht einfach war und mein Leben stark geprägt hat, eine Zeit mit zahlreichen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit meinen Immobilien- und Vermögensanlagen. Die Zinssätze stiegen auf ein Rekordhoch, während die Immobilienpreise in den Keller fielen. Privatanleger, Banken, soziale Vorsorgeeinrichtungen veräußerten ihre Anlagen.

Und meine Devise?

Niemals aufgeben, Chancen ergreifen und richtige Entscheidungen treffen. Dieses Wagnis hat sich gelohnt, denn einige Jahre später wurden die Anlagen erneut rentabel.

In dieser Zeit habe ich von der erschütternd hohen Anzahl von Selbstmorden in der Schweiz und weltweit erfahren. Ich beschloss, mich dieses Problems anzunehmen, und habe insbesondere nach dem Ursprung und den Gründen gesucht, die Menschen dazu bewegen können, diesen fatalen Schritt zu tun.

Viele Jahre lang habe ich die auslösenden und einflussnehmenden Faktoren dieses Unbehagens sowie die möglichen Abhilfen beobachtet und sorgfältig festgehalten. Anhand meiner Erfahrungen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das Unwohlsein und die meisten Krankheiten von den Menschen selbst verursacht werden.

Im Jahr 2000 brach für mich eine Welt zusammen, als ich erfuhr, dass meine Frau mit damals 57 Jahren an Alzheimer erkrankt war. Meine Erschütterung über diese Diagnose bewegte mich dazu, mich allmählich aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen, um meine Frau auf diesem Weg, auf dem es kein Zurück gab, zu begleiten.

Meine damals schon erwachsenen Kinder unterstützten mich bei meiner unermüdlichen Suche nach Lösungen zur Heilung meiner Frau. Leider waren diese Bemühungen umsonst. Diese menschliche Erfahrung hat mir bewusst gemacht, wie eng psychisches Leid, Schuld, Hoffnung und Verzweiflung miteinander verstrickt sind, und mich auf die Idee gebracht, dieses Buch zu schreiben.

Meine Erfahrungen möchte ich anderen Menschen zuteilwerden lassen und ihnen bewusst machen, dass Wohlbehagen durch Liebe, Zuhören, Verständnis, Wohlwollen, Großzügigkeit, durch die Akzeptanz der Realitäten des Lebens, durch Loslösen, Loslassen und Vertrauen zu uns selbst und zu anderen entsteht, ungeachtet aller Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sein mögen.

Im Dezember 2006 habe ich die Mutter eines autistischen Mädchens kennengelernt, Gründerin der Stiftung „Le Cube de Verre“, welche autistische Kinder und ihre Eltern unterstützt. Es lag mir am Herzen, mich für diesen guten Zweck einzusetzen, und so beschloss ich, der Stiftung zu helfen. Zusammen mit der Gründerin suchten wir nach einem Ort, um ein Heim für ca. zwanzig Kinder mit Autismus zu bauen. In Arzier im Kanton Waadt stießen wir auf ein altes Gebäude, das wir von einem befreundeten Architekten um- und ausbauen ließen.

Im Sommer 2008 verstarb meine Frau. Sie war nun endlich erlöst. Meine Familie war zerrissen und alle gingen ihre eigenen Wege.

Damals habe ich erneut beschlossen, nicht aufzugeben, diese Prüfung zu akzeptieren und einen Neuanfang zu machen. Noch während ich um meine Frau trauerte, beschloss ich, mit der Gründerin der Stiftung „Le Cube de Verre“ und ihren Kindern ein neues Familienleben anzufangen.

Dies war eine neue Herausforderung und wir hatten uns vorgenommen, trotz der Schwierigkeiten, bedingt durch den Autismus ihrer Tochter, harmonisch und gelassen zusammenzuleben.

2011 waren die Bauarbeiten des neuen Gebäudes fertiggestellt. Die Stiftung feierte ihr zehntes Jubiläum und das Heim wurde eröffnet.

Im gleichen Jahr wurde die erste französische Ausgabe meines Buches „ETRE BIEN“ veröffentlicht, von dem ich über 120.000 Exemplare in der französischen Schweiz verkauft habe, um das Heim der Stiftung in Arzier finanziell zu unterstützen.
Im Juni 2012 heiratete ich die Gründerin der Stiftung „Le Cube de Verre“.

2013 wurde mein Buch in die deutsche Sprache übersetzt mit dem Titel „Sich wohlfühlen“ und über 150.000 Mal verkauft, wobei die Erlöse erneut in die Finanzierung des Heims in Arzier flossen.

Die fehlende finanzielle Unterstützung des Kantons Waadt führten dazu, dass sich der Beirat 2015, auf Antrag der Gründerin, zu seinem großen Bedauern dazu gezwungen sah, nach 15-jährigem Bestehen das Heim der Stiftung zu schließen, es zu veräußern und die Stiftung aufzulösen.

2019 ließen sich meine Frau und ich scheiden.

War dies für mich ein Misserfolg?

Nein, nur eine weise Entscheidung, um anders zu leben, ohne Abhängigkeit und ohne Bindung. Ich wollte erneut in Freiheit leben, um die Kraft zu finden, an andere zu denken. Noch einmal habe ich die Realität des Lebens auf emotionaler Ebene angenommen und voller Begeisterung einen Neustart gewagt.

Ende 2020 nahm ich die 3. Ausgabe meines Buches in Angriff, schrieb es um, ergänzte es, bereicherte und verfeinerte es, um es für den Leser angenehmer und verständlicher zu gestalten, um all denjenigen den Lebensweg besser zu erhellen, die sich auf die Suche nach Wohlbehagen begeben.

 

„Das Leben ist ein Spiel für den, der es mit Liebe und Weisheit anzugehen vermag.“